Auf zahlreichen Abbildungen sowie im Zusammenhang mit Grabplatten oder Skulpturen sind auch Schwerter und Schwertscheiden dargestellt. Auffallend vor allem für den Raum des Heiligen Römischen Reiches ist im 13. Jhdt. der Umstand, dass im Gegensatz zum westlichen Raum der Schwertgurt stets hell bzw. weis und ohne Schnalle oder etwaige Verzierungen dargestellt wurde. Er wurde lediglich mittels zweier spitz zulaufender Riemen, die durch zwei tropfenförmige Ösen geführt wurden, verknotet. Auch die Scheide wurde vermutlich ebenso mit einem ausgeklügelten Bindesystem mit dem Gurt verbunden. Hierbei kann zwischen der X- förmigen Naumburger und der Z- förmigen Codex Manesse Typen unterschieden werden.
Alle mir derzeit bekannten neuzeitlichen Rekonstruktionen gehen davon aus, dass einerseits das Leder relativ dick und fest sein soll und andererseits, dass die einzelnen Riemen lediglich einfach - und in sich verknotet - um die Scheide laufen. Dieser Ansicht bin ich aus folgenden Gründen nicht!
Meine praktischen Erfahrungen mit diversen Bindetechniken waren alle nicht zielführend. Entweder war das Leder nicht geschmeidig genug, um eine schöne Bindung zu erhalten, oder im Fall der Verwendung von Wildleder dehnte sich dieses nach einiger Zeit so aus, dass die Riemung keine stabile Form mehr an der Scheide hatte und somit dauernd verrutschte.
Deutlich ist an Mauritius rechter Hüfte der breite Schwertgurt unterhalb des Plattenrockes zu sehen. Am linken Bild ist der über den Schwertknauf gelegte, faltige Gurt gut zu erkennen.
Bei Ausgrabungen in Leiden konnten insgesamt 137 Schwertscheidenumhüllungen des 13. und 14. Jh. geborgen werden, aus Schleswig lassen sich 155 Stücke dieser Funktionsgruppe zuordnen. Auffallend ist die typologische Vielfalt der Schlitze im Zusammenhang mit der Gurtbefestigung.
Grundsätzlich können diese jedoch in 3 Gruppe eingeteilt werden: - in eine einreihige Anordnung - eine zweireihige Anordnung und - eine mehrreihige Anordnung mit dazwischenliegenden schrägen Schlitzen.
Ein Großteil aller publizierten Scheiden weist nämlich sowohl an ihrer Vorderseite als auch an ihrer Rückseite eine Vielzahl von Längsschlitzen einschließlich einen oder sogar mehrere charakteristische Schrägschlitz auf, die als Riemenschlaufen gedient haben. Jene mit einer mehrreihigen Anordnung und den schrägen Schlitzen entsprechen dem Typ Naumburg.
Ausgehend von den erhaltenen Schwertscheidenumhüllungen ist anzunehmen, dass der Gurt auch tatsächlich mit der Scheide verbunden war und nicht - wie meist angenommen - nur um die Scheide gewickelt.
Deutlich zu sehen, der faltige Gurt, welcher sich an der linken Scheidenseite teilt (1 und 2). Ein Teil verschwindet hinter der Scheide (Teil 1) und ein Teil läuft vor der Scheide (Teil 2). Teil 1 besteht aus zwei durchgehenden schmalen Streifen, die von hinten nach vorne laufen, zudem werden die Zwischenräume der Längsschlaufen (3 oben) ebenfalls abwechselnd von einem Riemen durchzogen. Ein weiterer, schmaler Riemen läuft von rechts hinten nach links unten und kreuzt Riemen 2. Die dargestellte Schlaufe (3 unten) ist nicht Bestandteil von Riemen 2 sondern ebenfalls eine Schlaufe des Scheidenleders. Deutlich ist bei Riemen 2 ein Längsschlitz und eine Verbreiterung des Riemens im geschlitzten Bereich zu erkennen. Beide Riemen verschwinden wieder auf der Rückseite der Scheide. Vorsicht ist bei den Farben der Figuren geboten, denn diese wurden im Zuge von Renovierungsarbeiten im 18. und 19. Jh. mit Ölfarben "aufgefrischt".
Nach eingehender Beobachtung der Naumburger Figuren (Ekkehard II., Graf Syzzo, Graf Thimo und Graf Dietrich) habe ich nun versucht, die Laschen bzw. Schlitze der erhaltenen Schwertscheiden und die dargestellte Bindetechnik zu kombinieren. Das Ergebnis ist eine Riemenführung, die jener an den Schwertscheiden der Naumburger Figuren an der Vorderseite gleicht.
Geht man nun davon aus, dass der vordere Gurt nur einmal gespalten wurde, so ergibt sich folgende Möglichkeit des Verlaufes von Riemen 1. Die Führung von Riemen 2 ist meiner Meinung nach vorerst eindeutig und entbehrt einer weiteren Behandlung.
Riemen 1 läuft, bis er den breiten hinteren Gurt erreich, dreimal um die Scheide, wobei er an der Rückseite beginnt. Er wird in einer Schleife (zwei Streifen) rechts nach vorne über die Scheide geführt und läuft links wieder nach hinten. Wieder an der Vorderseite, wird er nun abwechselnd durch die Schlaufen im Scheidenleder gezogen. Danach wird der Riemen noch durch eine rückseitige Schlaufe gezogen und geht dann an der Scheidenvorderseite von rechts oben und nachdem er Riemen 2 gekreuzt hat, nach links unten.
Riemen 1 und 2 befinden sich dann unmittelbar neben bzw. über der breiten, hinteren Gurthälfte. Einer der beiden Riemen dient nun dazu, um am hinteren Gurt die breite Schlaufe um die Scheide zu erstellen, in dem er wendelförmig geschnürt wird. Beide Riemen laufen an der Ortseite der Scheide wieder nach vorne und Enden in dem charakteristischen, quadratischen Knoten.
Oakeshott Edwart, Records of the Medieval Sword, The Boydell Press, 1991, S. 70
Schnack Christiane, Ausgrabungen in Schleswig Bd. 13, Wachholzverlag Neumünster, 1998
Schubert Ernst, Der Naumburger Dom, Verlag Janos Stekovics, 1996
Van Driel- Murray C., Zwaardscheden en andere Vonsten uit de 14de eeuw uit de Marktenroute te Leiden, Beugelsdijk Leiden, 1990
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